Ein Land der Faszination

Autor: XIAN Datum: Mo, 06/15/2015 - 18:40 Tags: Events

Meine unvergessliche Reise im südlichen China

Paul-Moritz Elle ist zurzeit Kulturfreiwilliger am XISU Goethe-Sprachlernzentrum in Xi'an in China und beschreibt seine Eindrücke von seiner Reise in Chinas Süden.

Ein paar Tage vor dem chinesischen Neujahr begann meine Reise nach Südchina mit drei Freunden (Linus, Karla und Caroline), die auch Freiwillige in China sind. 13 Orte in Guangxi, Yunnan und Sichuan waren unser Ziel.
Das hieß: Hunderte WeChat-Kontakte und Fotos mit Chinesinnen und Chinesen, zwanzigstündige Zugfahrten, mehrstündige Busfahrten und Wanderungen sowie eine Fülle an Erlebnissen und neuen Eindrücken.

Unsere Reise begann in Guilin und Yangshuo. Besonders beeindruckteten uns dort die vielen kleinen Berge, die wie Zipfelmützen von Zwergen aussehen („Zipfelberge“). Darunter war live auch der Xingping-Berg zu sehen, der auf dem 20 Yuan-Schein abgebildet ist.

Einer der schönsten Momente war jedoch eine Überraschung an der Hostel-Rezeption in Guilin: ein Joghurt und ein Gebäck! Beides hinterlegt von zwei chinesischen Mädchen.
Einen Tag zuvor hatte ich ihnen meinen Kontakt bei WeChat gegeben und sie revanchierten sich mit dieser Aufmerksamkeit. So etwas kannte ich bisher noch nicht und war ganz verzückt.

Weiter ging es zu den „Longsheng“-Reisterrassen in Dazhai, deren angebliche Märchenhaftigkeit leider vom Nebel verschluckt wurde. Doch die abenteuerliche Anfahrt auf der rostigen Ladefläche eines Pick-Ups, der Anblick der schönen traditionellen Kleidung der Dorfbewohnerinnen und das Kosten der Spezialität „Reis im Bambus“ entschädigten uns.

Ein weiteres Highlight erwartete uns dann in Lijiang: Ein Kicker-Duell!
Der Hostel-Leiter forderte mich zu einer Wette heraus: „Wenn du gegen mich gewinnst, bekommst du eine Nacht umsonst im Schlafsaal! Verlierst du, musst du mir einen Joghurt kaufen!“ Wieder ein Joghurt! Dieser Joghurt ist anscheinend eine grandios leckere Spezialität in Südchina! Wir spielten und ich gewann das Spiel mit 10:2! Somit bekam ich eine Nacht umsonst im Hostel und alle waren begeistert.

Die Begeisterung hielt auch in der Tiger Leaping Gorge an, einer tiefen von einem Fluss durchzogenen Schlucht nördlich von Lijiang, unserem nächsten Reiseziel. Denn die Landschaft dort sah einfach malerisch und überwältigend aus und die Menschen begegneten uns mit der gleichen Gastfreundlichkeit. Eine Familie lud uns zu einem vorzüglichen Abendessen am Silvesterabend ein und wir durften beim Feuerwerk mitballern. Ein guter Start ins chinesische neue Jahr!

Am Neujahrstag brachen wir auf nach Shangri-la, noch höher in den Bergen nah an Tibet gelegen, später nach Dali, Chongqing, der größten Stadt der Welt, und am letzten Reiseziel warteten Pandas in Chengdu und der größte Buddha der Welt in Leshan auf uns, die uns den Abschied nicht gerade leicht machten.
Ebenfalls nicht leicht war die Rückfahrt, denn mit Ende der Neujahrsferien waren Züge ausverkauft und wir bekamen nur noch Stehplätze. 15 Stunden stehen bis nach Hause, nach Xi'an! Aber das gehört dazu, wenn man China erleben will.

Denke ich an die Reise zurück, ist mir als vibriere noch der Boden unter mir mit fröhlichen Neujahrsböllern und ich war und bin immer noch hinundweg von der kulturellen und landschaftlichen Vielfalt und Schönheit Chinas.

Paul-Moritz Elle

Erschienen in "vitamin de", Ausgabe Nr. 65, Sommer 2015,
LINK vitamin de