Eine echte musikalische Begegnung

Autor: goethe-institut Datum: Do, 08/15/2013 - 17:51 Tags: Veranstaltungen

Im April empfing das Goethe-SLZ Tianjin zusammen mit der Alliance Francaise den französischen Ausnahmemusiker ABAJI. In einem wunderschönen Künstlercafe gab er ein einzigartiges Konzert in Erinnerung an die Unterzeichnung des Elysee Vertrags zwischen Deutschland und Frankreich vor 50 Jahren. Auf neun verschiedenen Instrumenten faszinierte Abaji vom ersten Augenblick an mit seinen orientalischen Klängen und seiner eindrucksvollen Stimme. Die Art, wie er auf einer chinesischen Geige spielte, war besonders beeindruckend: Er bewegte das Instrument, statt den Bogen. Aufgewachsen in einer multikulturell und musikalisch geprägten Familie, lernte Abaji früh Gitarre, Klarinette, Schlagzeug und verschiedene Flöten. Heute besitzt er über 250 Instrumente. Seine Musik ist eine Fusion der Klänge, denen er auf seinen Reisen begegnet: Indische Musik, orientalische Laute und Blues. Wann immer er auf Tour ist, improvisiert er mit lokalen Künstlern, um « eine echte musikalische Begegnung » zu inszenieren. In Tianjin lernte er eine Stunde vor dem Konzert Zhang Yu, eine Schülerin des SLZ und der Musikhochschule Tianjin kennen. Während des Konzerts improvisierten sie ad hoc gemeinsam: Sie auf der Violine, er auf einer griechischen Busuki (ähnlich einer Mandoline). Er spielte eine Frage, sie antwortete, welch eine Herausforderung, welch musikalischer Genuss! Nach dem Konzert sagte Zhang Yu : « Diese Erfahrung werde ich nie vergessen. Sie hat mir gezeigt, wie schön es ist, wenn man sich für neue und ungewohnte Dinge öffnet. Das wird mein Motto sein, wenn ich 2014 in Deutschland Musik studiere. Ich freue mich schon auf die vielen weiteren interkulturellen und musikalischen Begegnungen im Land meiner großen musikalischen Vorbilder. » Karin Benkelmann-Zhang (Deutsche Leitung des SLZ Tianjin)

Bericht einer Konzertbesucherin:

Am 20. April 2013 besuchte ich mit großer Freude das vom Goethe-SLZ Tianjin und der Alliance Francaise organisierte Konzert „Musik der Welt“ des französischen Musikers Abaji.

Als ich seine Kurzvorstellung las, fühlte ich mich sehr angezogen. Abajis Musik ist eine Kombination aus diversen Musikstilen und jeder Laut ist ein Erlebnis. Sein Konzert war anders als alles, was ich bisher gesehen und gehört habe. Seine Musik ist entspannt und gleichzeitig lebendig und geprägt von der Atmosphäre und der Wechselbeziehung zwischen ihm und dem Publikum.

Am meisten beeindruckten mich die Worte, die Abaji zu uns sagte, bevor das Konzert zu Ende ging: "Bei jeder meiner Aufführungen entscheide ich erst auf der Bühne, welche Stücke ich spiele. Ich schließe die Augen und lasse mich von der Atmosphäre, den Gefühlen des Publikums und meiner eigenen Stimmung leiten."

Meiner Meinung nach ist Abaji ein echter Musiker. Er legt die Fesseln musikalischer Vorgaben und Regeln ab und spielt seine ganz eigene Musik, die aus tiefster Seele kommt. Wenn ich andere Konzerte im Konzertsaal höre, achte ich vor allem auf die Musikbearbeitung und die Ganzheit des Musikstücks, während Abajis Musik wahre Entspannung bedeutet. Leichten Herzens lässt er uns an seiner Musik und seinem Humor teilhaben. Auf diesem Konzert sah ich viele Musikinstrumente zum ersten Mal. Eine sehr kleine, seltsam aussehende Violine, vom Ton her ein wenig wie die chinesische Matouqin, hat mich besonders beeindruckt. Abaji spielte sie auf einzigartige Weise: Statt den Bogen zu bewegen, bewegte er das Instrument und spielte dadurch wunderbare natürliche Musik.

Am Ende ließ Abaji die Zuhörer die Augen schließen, um seine Musik besser spüren zu können. Jeder sollte einige Worte über seine Gefühle während des letzten Stücks erzählen. Das Musikstück, das Abaji spielte, war sehr interessant. In meinem Kopf entstand das Bild einer "Tierwelt". Zuerst tauchen riesige Tiere wie Elefanten, Krokodile, Löwen, Leoparden usw. auf. Die schweren Schritte, die großen Körper, wurden mit dem Rhythmus der Trommeln immer kräftiger. Dann sah ich Reptilien wie Schlangen und Eidechsen anmutig tanzen und ihre weichen Körper schwingen. Natürlich gab es viele unterschiedliche Geschichten. Eine Lehrerin sagte, sie dachte während des Stücks an ihren letzten Zahnarztbesuch. Für eine andere Schülerin kämpften zwei Männer um eine schöne junge Frau. Wieder ein anderer Schüler dachte an die Nacht vor einer Prüfung... Abaji lauschte andächtig jeder Geschichte und lächelte sehr glücklich. Ich glaube, diese Kunst des Zuhörens, ein „künstlerisches Hören“, macht ihn als Musiker so besonders.

Dieses Konzert war zweifellos wunderbar, ich habe nicht nur die einzigartige Musik genossen, sondern auch eine Menge gelernt. Wenn man Musik studiert, muss man zuerst „hören“ lernen. Hören ist eine Technik für sich und eine notwendige Voraussetzung für das Erlernen von Musik. Man sollte in sich hinein hören und seine Freude in der eigenen Musik finden. Ferner sollte Musik immer mit dem Leben kombiniert werden. Nur so entsteht ein Genuss, der die Schönheit und Wahrheit der Musik wirklich zum Ausdruck bringt.

Ich möchte dem Goethe-SLZ und der Alliance Francaise für die Organisation dieses wunderbaren Konzerts danken. Bei Abaji möchte ich mich dafür bedanken, dass er mir ein ganz neues Verständnis von Musik vermittelt hat. Seine Musik ist einzigartig, sein Lebensgefühl auch!

(Laura Zhu, Goethe-SLZ A2 Klasse, Studentin der Musikhochschule Tianjin)