Ostern – ein Fest zwischen Religion, Geschichte, Astronomie und Mathematik

Autor: sisugoethe Datum: Di, 04/21/2020 - 17:24 Tags: Deutsch lernen

Es gibt Feiertage, die sind einfach: Weihnachten ist immer am 25. Dezember, Neujahr immer am 1. Januar. Leicht zu merken und immer gleich – egal in welchem Jahr. Mit Ostern allerdings ist das eine ganz andere Sache: Mal fällt es in den März, mal liegt es im April.

Das Datum der Osterfeiertage ändert sich jedes Jahr. Aber warum eigentlich?

Der erste Grund liegt rund 1.700 Jahre zurück. Auf dem Konzil von Nicäa im Jahr 325 beschlossen die versammelten Bischöfe und Kirchenfunktionäre, Ostern fortan immer am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond zu feiern. Der Sonntag wurde deshalb gewählt, weil in den vier Evangelien des Neuen Testaments übereinstimmend von der Auferstehung am ersten Tag der Woche, also einem Sonntag, berichtet wird.

Zweitens, ist aber der Mondkalender entscheidend. Die Lage des Osterdatums nach dem Vollmond orientiert sich am jüdischen Pessach-Fest. Nach christlicher Überlieferung wurde Jesus von Nazareth am Vorabend dieses Festes gekreuzigt. Da sich das jüdische Fest nach einem Mondkalender richtet, wurde dieser Bezug übernommen. Bis heute wird Ostern daher immer am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert.

Aus dem kalendarisch gesehen unpraktischen Zusammenfließen entstand die Wanderung der Feiertage, die uns bis heute begleitet. Der Frühlingsanfang ist zwar eindeutig auf den 21. März festgelegt. Der Zeitpunkt des ersten Vollmonds nach diesem Datum allerdings schwankt, da sich der Mondzyklus gegenüber unserem Kalenderjahr immer ein wenig verschiebt.

Es gibt aber noch eine weitere Schwierigkeit: einige Länder in Europa rechnen das Osterdatum noch nach dem alten julianischen Kalender, nicht dem gregorianischen, wie in den christlich-katholischen oder christlich-evangelischen Ländern. Dadurch liegt Ostern in den Ländern mit orthodoxen Kirchen, wie Griechenland oder Russland, meist - aber nicht immer - etwas nach dem römisch-katholischen und protestantischen (evangelischen) Osterfest.

Zum Glück gibt es die Mathematik: Der Gauß’sche Oster-Algorithmus

So weit so kompliziert. Aber wie lässt sich das Osterdatum trotz dieser scheinbar willkürlichen Verschiebungen im Voraus berechnen? Mit dieser Frage hat sich schon der große Mathematiker Carl-Friedrich Gauß beschäftigt. Er veröffentlichte im Jahr 1800 eine Formel, die die Oster-Berechnung für ein beliebiges Jahr und wahlweise nach dem heute gültigen gregorianischen Kalender oder aber dem alten julianischen Kalender ermöglicht. Dieser von Gauß im Jahr 1816 noch einmal leicht korrigierte Algorithmus wird bis heute eingesetzt, um Tabellen der Osterdaten zu erstellen.

Das Team des Goethe-Sprachlernzentrums Chongqing wünscht Ihnen allen Frohe Ostern, dieses Jahr in abnehmendem Monde!

Wortschatz 单词表:

abnehmender Mond: 下弦月

zunehmender Mond: 上弦月

Vollmond: 满月

das Schaltjahr: 闰年

die orthodoxe Kirche: 东正教堂

Julianischer Kalender

Der julianische Kalender ist einer der ältesten Solarkalender und Vorläufer des heute gebräuchlichen gregorianischen Kalenders. Er wurde im Jahr 45 v. Chr. von Julius Caesar – daher auch der Name „julianischer“ Kalender – im Römischen Reich eingeführt. Der julianische Kalender wird heute in der Wissenschaft rückwirkend auch für die Jahre vor dem Wirken Caesars verwendet.

Gregorianischer Kalender

Der gregorianische Kalender, auch bürgerlicher Kalender, ist der weltweit meistgebrauchte Kalender. Er entstand Ende des 16. Jahrhunderts durch eine Reform des julianischen Kalenders. Benannt ist er nach Papst Gregor XIII., der ihn 1582 verordnete. Der gregorianische ist wie schon der julianische Kalender ein Sonnenkalender (Solarkalender) mit einer gegenüber dem julianischen Kalender verbesserten Schaltjahresregelung. Damit liegt ihm eine durchschnittliche Jahreslänge von 365,2425 Tagen zugrunde, die den etwa 365,2422 Tagen des Sonnenjahres (Tropisches Jahr) näherkommt als noch die 365,25 Tage des julianischen Kalenders.

Kalenderdefinitionen aus https://www.wikipedia.org/