Poetry slam – lasst die Dichterschlacht beginnen!

Autor: sisugoethe Datum: Fr, 07/10/2020 - 10:39 Tags: Deutsch lernen

Wir wollen heute erfahren, was sich so in der „Dichter-Szene“ Deutschlands tut. Und da sind wir auch schon beim Thema angelangt: der deutsche Poetry Slam. Auf Deutsch übersetzt würde man wohl „Dichterschlacht“ dazu sagen. Es handelt sich dabei um ein sehr interessantes Phänomen, das eigentlich gar nicht in Deutschland geboren wurde – inzwischen ist es hier aber so wichtig geworden, dass der deutschsprachige Poetry Slam sogar von der Unesco zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt wurde. Aber auch an der Uni wird von Studenten heftig „geslamt“ und moderne Dichtkunst geschaffen.

Aber beginnen wir mit dem Anfang. Diese Literaturveranstaltung wurde 1986 in Chicago in den USA geboren, wo der Gründer Marc Kelly Smith in dem Club Green Mill Jazz einen Abend für junge Dichter reservierte, damit diese ihre Werke präsentieren konnten. Dieses Konzept verbreitete sich dann sehr schnell auf der ganzen Welt. In Deutschland fand der Poetry Slam besonderen Anklang – nicht umsonst werden die Deutschen wohl das Volk der Dichter und Denker genannt! Und wenn man ein bisschen in der Geschichte zurückgeht, findet man die ersten Dichterwettstreite schon im Mittelalter, zum Beispiel den ,,Sängerkrieg“, der auf der Wartburg im 13. Jahrhundert abgehalten wurde.

Richtig Fuß gefasst hat der Poetry Slam in Deutschland seit 1996. Einmal im Monat finden seit damals im Münchener Club Substanz sogenannte „Dichterschlachten“ statt, die heute zu den größten Veranstaltungen dieser Art in ganz Europa zählen. Aber was wird dabei eigentlich genau gemacht? Schauen wir es uns doch mal etwas genauer an. Es handelt sich um einen regelrechten Wettbewerb oder Wettstreit. Einzelne Personen aber auch Teams tragen ihre selbstgeschriebenen Texte auf einer Bühne und vor einem Publikum vor. Dafür haben die Interpreten nicht viel Zeit, normalerweise 5 bis 6 Minuten und dürfen nur einen Zettel mit ihrem Text und keine anderen Requisiten benutzen. Diese Vorträge können gelesen, geflüstert oder geschrien werden. Das Publikum bewertet dann alle Texte und am Ende des Abends gibt es einen Gewinner. Die Dichter dürfen frei entscheiden, welches literarische Genre ihnen am meisten liegt, ob Prosa, Lyrik, Comedy oder sogar Rap – alles ist erlaubt.

Meist dominieren auf den deutschsprachigen Bühnen jedoch satirische und humoristische Beiträge. Viele der Gewinner der letzten Jahre konnten sich dank ihrer komischen Texte durchsetzen. Normalerweise gewinnt man keine Geldpreise bei diesen Veranstaltungen, sondern es gibt Sachpreise, wie zum Beispiel Bücher.

Den Deutschen gefallen diese Dichterwettbewerbe sehr, es gibt heute 20 bis 30 Künstler, die besonders beliebt sind, die inzwischen sogar Bücher geschrieben haben und auch eigene Auftritte organisieren. Einige bekannte Namen sind zum Beispiel Bas Böttcher, Wehwalt Koslovsky, Sebastian Krämer und Lasse Samström, aber natürlich noch viele mehr.