Marga Faulstich, die Mutter der modernen Brille

Autor: nanjing Datum: Do, 09/29/2022 - 14:13 Tags: Deutsch lernen

In den 50er- und 60er-Jahren mussten die Menschen oft sehr dicke und schwere Brillengläser tragen. Über diese „Nerd-Brillen“ lachen wir heute.

Dann kam Marga Faulstich: 1973 erfand sie das Leichtgewichts-Brillenglas SF 64 – mit dünnem Rand und 60 Prozent leichter als alles, was bis dahin auf dem Markt war.

Das leichte moderne Brillenglas war Marga Faulstichs größter Coup, aber nicht der einzige. 1915 geboren, machte sie nach dem Abitur eine Ausbildung zur wissenschaftlichen Hilfskraft beim Glaswerk Schott in Jena; später studierte sie neben ihrer Arbeit Chemie. Schon als Lehrling beteiligte Marga Faulstich sich an der Forschung zur Beschichtung von Glas – diese ist noch heute relevant für Sonnenbrillen, entspiegelte Brillengläser oder Glasfassaden.

Als das Unternehmen Schott nach dem Krieg enteignet wurde, wollten sich die westlichen Alliierten das Know-how der weltbesten Glashersteller sichern. Sie bauten für die führenden Forscher, darunter Marga Faulstich, ein Forschungslabor in Landshut. Der „Zug der 41 Glasmacher“ ging in die Firmengeschichte ein. 1952 öffnete Schott sein neues Werk in Mainz. Hier setzte Marga Faulstich als erste weibliche Führungskraft in einer Männerwelt ihre Forschung an optischen Gläsern für Objektive, Mikroskope und Ferngläser fort: 300 verschiedene Glastypen und 40 Patente gehen auf ihr Konto!

Mit ihrer Erfindung ist Marga Faulstich also die Mutter aller modernen Brillen und der Brille als modisches Accessoire: Sie machte es erst möglich, dass Brillenfassungen leichter, filigraner und ästhetischer werden konnten.